Nächste Woche am Mittwoch, 5. Februar 2020, ist es soweit: Dann treffen sich Mobilitäts- und Umweltexperten an der RAN Tankstelle in Stuttgart-Wangen – auf Einladung von LIM BaWü und der FDP Stuttgart. Mit auf dem Podium und anschließend für alle Gäste ansprechbar sind auch diese Experten: Norbert Haug, ehemaliger Motorsportchef von Mercedes-Benz und überzeugter Autofahrer, sowie Dr. Tim Böltken, Geschäftsführer der INERATEC GmbH in Karlsruhe, die Anlagen entwickelt, in den synthetische Kraftstoffe hergestellt werden können. Als Besitzer der RAN Tankstelle kommt zudem Mathias Doll in die Runde. Er ist Geschäftsführer der Südramol GmbH & Co. KG.
Norbert Haug – erfolgreich als Teamchef Formel 1 und DTM
Er stand von 1990 bis 2012 als Chef der Motorsport-Abteilung von Mercedes-Benz vor: Norbert Haug, Jahrgang 1952. Als gelernter Journalist war er zuerst bei der Motor-Presse Stuttgart beschäftigt, zuletzt als stellv. Chefredakteur von „Auto Motor und Sport“ und Chefredakteur von „Sport Auto“. 1990 holte ihn die Daimler-Benz AG, wo er die Teams für die Formel 1 sowie die DTM betreute. Er war mitverantwortlich für die Tourenwagen-Erfolge von Klaus Ludwig und Bernd Schneider in den 1990er Jahren. Highlight sicherlich aber war der Wiedereinstieg von Mercedes in die Formel 1, nach 40 Jahren Pause. Erst als „Sauber-Mercedes“, dann als Mercedes GP Petronas F1 bzw. Mercedes AMG Petronoas F1 Team. Als Mercedes McLaren unterstützte und mit Mika Häkkinen 1998/1999 und mit Lewis Hamilton 2008 Weltmeister wurde, jubelte auch Norbert Haug mit.
Synthetische Kraftstoffe produzieren – INERATEC hilft mit
Dr. Tim Böltken war 2014 Mitbegründer der INERATEC GmbH, gemeinsam mit Philipp Engelkamp und Dr.-Ing. Paolo Piermartini und Prof. Dr.-Ing. Peter Pfeifer vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Auf dem Gebiet der innovativen chemischen Reaktortechnologie und weiterer Anwendungen ist die noch junge Firma inzwischen international bekannt.

Mit der Technologie von INERATEC können Gase im dezentralen Maßstab in flüssige Energieträger oder chemische Wertprodukte umgewandelt werden. Die kompakten Reaktoren können in Container-Anlagen integriert werden. Das Leistungsspektrum der Karlsruher Firma umfasst Planung, Bau, Inbetriebnahme und Service der Module. Auf diese Art und Weise kann CO2-neutraler Kraftstoffe für die Mobilität erzeugt werden. Wie das gelingt, hat INERATEC in vier Schritte gegliedert:
1. Im ersten Schritt gewinnt die Anlage Kohlendioxid aus der Umgebungsluft in einem zyklischen Prozess. Die Direct-Air-Capture-Technologie von Climeworks, eines Spin-offs der ETH Zürich, nutzt dazu ein speziell behandeltes Filtermaterial. Wie ein Schwamm nehmen die luftdurchströmten Filter Kohlendioxidmoleküle auf. Unter Vakuum und bei 95 Grad Celsius löst sich das anhaftende Kohlendioxid wieder von der Oberfläche und wird abgepumpt.
2. Im zweiten Schritt erfolgt die gleichzeitige elektrolytische Spaltung von Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf. Diese sogenannte Co-Elektrolyse des Technologieunternehmens Sunfire produziert in einem einzigen Prozessschritt Wasserstoff und Kohlenstoffmonoxid, ein Synthesegas, welches die Grundlage für vielfältige Verfahren in der chemischen Industrie ist. Die Co-Elektrolyse mit einem hohen Wirkungsgrad kann im industriellen Maßstab 80 Prozent des eingesetzten Ökostroms chemisch im Synthesegas binden.
3. Im dritten Schritt werden nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren aus dem Synthesegas langkettige Kohlenwasserstoffmoleküle gebildet, die Rohprodukte für Kraftstoffe. Dazu liefert Ineratec, eine Ausgründung aus dem KIT, einen mikrostrukturierten Reaktor, der auf kleinstem Raum eine große Oberfläche bietet, um Prozesswärme sicher abzuleiten und für andere Prozessschritte zu nutzen. Der Prozess lässt sich auf diese Art leicht steuern, kann Lastwechsel gut verkraften und ist modular erweiterbar.
4. Der vierte Schritt optimiert schließlich die Qualität des Kraftstoffes und die Ausbeute. Diesen Teilprozess, das sogenannte Hydrocracken, hat das KIT in die Prozesskette integriert. Unter Wasserstoffatmosphäre spalten sich die langen Kohlenwasserstoffketten in Gegenwart eines Platin-Zeolith-Katalysators teilweise auf und verändern somit das Produktspektrum hin zu mehr verwendbaren Kraftstoffen wie Benzin, Kerosin und Diesel.
Vorteil: Die Schwelle für eine Realisierung ist durch das geringe Skalierungsrisiko deutlich niedriger als bei einer zentralen, chemischen Großanlage. Das Verfahren kann dezentral installiert werden und ist somit dort einsetzbar, wo Solar-, Wind- oder Wasserkraft zur Verfügung stehen. Mehr Infos unter www.ineratec.de
Südramol – Rundumangebot für mobile Menschen
Mathias Doll, der ebenfalls an der LIM- und FDP-Veranstaltung teilnimmt, führt die Südramol GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Burgau bei Augsburg seit 2014 mit Markus Doll. Sie sind die vierte Generation in dem Mittelstandsbetrieb, der über 40 Tankstellen in Süddeutschland betreibt, außerdem die Tochterfirma WaschWelt und die Gastrobetriebe pizzabob, BrotZeit & Cafe und Mary Lou. Den Grundstein für die Entwicklung legte 1954 Hermann Pahl. Gemeinsam mit einem Partner gründete er in Sand bei Aichach einen Großhandel für Schmier- und Treibstoffe. Von hier aus belieferte er persönlich Handwerks- und Industriebetriebe sowie Landwirte in Schwaben und Oberbayern.
1961 erfolgte die Firma Südramol in Burgau/Landkreis Günzburg. Im gleichen Jahr trat Manfred Doll in die Firma ein und gemeinsam schufen die beiden die Basis für den späteren Erfolg: Sie bauten die ersten beiden Zapfsäulen für Benzin und Super auf dem Gelände einer Landmaschinen-Werkstatt in Silheim (Kreis Neu-Ulm). Beide erkannten frühzeitig, dass die Mobilität durch Autos immer mehr an Bedeutung gewann. So bauten sie 1968 in Eigenregie die erste große Tankstelle mit integrierter Waschstraße in Neu-Ulm.

Ende der 1990er Jahre trat Christian Doll in die Geschäftsführung ein und führte gemeinsam mit Manfred Doll den Expansionskurs fort. Zudem verwirklichte er seine Vision von einem Tankstellenkonzept, das den mobilen Menschen rundum optimal versorgt. In dieser Zeit entstanden die ersten Tankstellen, die neben Kraftstoff auch Shops mit preiswerter Kistenware sowie moderne Gastronomie bieten. Mehr Infos unter www.suedramol.de