Grün-schwarze Bildungsreform gefährdet das bewährte Lernkonzept der Realschulen!

Bericht zur Veranstaltung am 23. Januar 2025 in Ostrach-Waldbeuren (Landkreis Sigmaringen):

Fachkräftemangel, Bildungsreform, gesellschaftlicher Umbruch – was wie Schlagworte klingt, ist eine Krise, die uns alle betrifft. Realschulen, eine tragende Säule des Bildungssystems, stehen unter Druck, und damit gerät auch die Grundlage unserer Wirtschaft und Gesellschaft ins Wanken. Genau darüber wurde bei der Veranstaltung des Liberalen Mittelstands Baden-Württemberg in Ostrach-Waldbeuren diskutiert. Die Runde beleuchtete die unterschätzten Folgen der geplanten Bildungsreform und kamen zu dem Schluss, dass man mehr zusammenarbeiten muss, um sich gegenseitig zu stärken. 

Unter den Gästen der gut besuchten Veranstaltung waren über die Hälfte engagierte Pädagogen, die der Einladung zum Thema „Realschulen im Fokus: Was bedeutet die geplante Reform?“ folgten. Nicole Rauscher, kommissarische Co-Landesvorsitzende des Liberalen Mittelstands Baden-Württemberg, moderierte die Veranstaltung und begrüßte ein hochkarätig besetztes Podium.

Aus Stuttgart angereist war der bildungspolitische Sprecher und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der DVP/FDP-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg, Dr. Timm Kern MdL. Ebenfalls auf dem Podium: Ralf Neugschwender, Bundesvorsitzender des Verbands Deutscher Realschullehrer, Dr. Karin Broszat, Landesvorsitzende des Realschullehrerverbands Baden-Württemberg, sowie Anton Böll, Managementbeauftragter der Langer Group, einem mittelständischen Unternehmen der Region Bodensee-Oberschwaben.

Reformpläne nur aus Kostengründen

In ihrem Eingangsstatement stellte Nicole Rauscher die Bedeutung der Realschulen als starke und bewährte Schulart in den Fokus und führte in die Diskussion ein. Im Zentrum stand die Frage, wie sich die geplante Bildungsreform der Landesregierung auf die Realschulen auswirken wird. Während Gymnasien mit der Rückkehr zu G9 eine verbindliche Grundschulempfehlung erhalten, bleibt diese für die Realschulen aus.

Dr. Timm Kern kritisierte die Reform scharf als „faulen Kompromiss“ zwischen CDU und Grünen. Besonders die Abschaffung des Werkrealschulabschlusses und der Druck zur Umwandlung von Werkrealschulen in Gemeinschaftsschulen seien problematisch. „Baden-Württemberg, einst bundesweit in der Spitzengruppe im Bildungsbereich, ist inzwischen im Ranking, je nachdem welchen Teilbereich man sich anschaut, teilweise sogar auf Platz 16 abgerutscht“, erläuterte Kern. 

Weiter führte er aus, dass die Reform aus rein finanziellen Gesichtspunkten angedacht sei, ohne dabei die Qualität der Ausbildung zu berücksichtigen. Auch Dr. Karin Broszat warnte: Das Ziel der Reform sei die Schaffung eines Zwei-Säulen-Modells, das die Realschulen langfristig schwäche und deren besonderes Profil gefährde.

Realschulen als unverzichtbare Säule

Ralf Neugschwender hob die Stärke der Realschulen hervor: Die Kombination aus Theorie und Praxis sowie die frühzeitige Berufsorientierung bereiteten Schülerinnen und Schüler optimal auf ihren weiteren Weg vor. „Es gibt insbesondere an den Realschulen seit Jahrzehnten eine gelebte Partnerschaft zwischen Schule, Eltern und regionaler Wirtschaft. Ob Ausbildungsmessen, Praktika in den Betrieben oder Azubis oder Ausbildende, die im Unterricht ihren Ausbildungsberuf vorstellen: Junge Menschen erhalten an den Realschulen einen frühzeitigen Einblick in die berufliche Realität. Diese gewachsenen Strukturen dürfen wir nicht riskieren“, so Neugschwender.

Anton Böll betonte, wie wichtig die Qualität der Realschulabschlüsse für die Wirtschaft sei, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels. „Die Ausbildungssituation ist schwierig geworden, weil die Jugendlichen nicht mehr die nötigen Grundlagen mitbringen, auf die sich die Betriebe früher noch verlassen konnten“, sagte Böll.

Überforderung im Lehrerkollegium –  Zeit für Qualität statt Strukturdebatten  

Zahlreiche Pädagogen waren Gäste der LIM-Veranstaltung

Zahlreiche Lehrer schilderten in bewegenden Beiträgen, wie die ständigen Reformen ihre Arbeit erschweren. „Es bleibt kaum noch Zeit, die Schüler so zu fördern, wie wir es gerne tun würden“, lautete ein eindringlicher Appell aus dem Publikum. 

Dabei ging es nicht darum, bestehende Schulsysteme gegeneinander auszuspielen, sondern bestehende Strukturen zu lassen, damit man sich mehr auf die Qualität im Unterricht kümmern kann. Dr. Broszat betonte: „Qualität im Schulsystem muss Vorrang vor Strukturdebatten haben.“ Aus dem Publikum kamen Stimmen, die betonten, dass sie nicht gewusst hätten, wie bedrohlich die Situation für die Realschulen tatsächlich sei. 

Engagement für die Grundschulempfehlung

Einigkeit herrschte also darüber, dass die Qualität im Schulsystem Vorrang vor Strukturdebatten haben sollte. Dr. Karin Broszat stellte deshalb den Volksantrag des Realschullehrerverbands vor, der die Einführung einer verbindlichen Grundschulempfehlung für Realschulen fordert. Mit 40.000 Unterschriften werde dieser im Landtag in Stuttgart behandelt werden.

Die angeregte Diskussion zeigte: Die geplante Reform ist nicht nur eine Herausforderung für die Realschulen, sondern für das gesamte Bildungssystem und die wirtschaftliche Zukunft. Ein Vorschlag aus dem Publikum war, solche Veranstaltungen häufiger anzubieten, um Lehrkräfte, Wirtschaft und Politik in einen direkten Austausch zu bringen, weil diese Auswirkungen als dringliche Themen erkannt wurden. 

Abschluss mit klarer Botschaft

Zum Abschluss fasste Nicole Rauscher zusammen: „Realschulen und Gemeinschaftsschulen haben ihren festen Platz im Schulsystem. Der Fokus sollte jedoch auf der Verbesserung der Rahmenbedingungen liegen, statt mit der Reform neue Unsicherheiten zu schaffen.“ Sie betonte dabei: „Es gibt unterschiedliche Lerntypen, und deshalb begrüße ich, dass es auch unterschiedliche Angebote der Schulformen gibt, wie Realschule und Gemeinschaftsschule. Damit haben Eltern die Möglichkeit, für ihre Kinder die passende Wahl zu treffen. Das ist wesentlich, um später einmal gute Fachkräfte für den Mittelstand zu haben.“

Die Diskussion hat erneut gezeigt, dass Bildung eine zentrale Säule für die Zukunft des Mittelstands bleibt – und dass es dringend konkrete Maßnahmen braucht, bevor es zu spät ist.

Weiterer LIM-Veranstaltungen in Planung 

Jetzt ist der Moment, aktiv zu werden! Bei der Landtagswahl am 8. März 2026 muss ein Regierungswechsel gelingen und damit auch eine Neuordnung der Bildungspolitik nach liberalen Maßstäben. Das Thema wird auch in weiteren Veranstaltungen des Liberalen Mittelstands Baden-Württemberg aufgegriffen werden.

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